„Ich kenne Obdachlosigkeit am eigenen Leib. Es war ein echt schlechtes Gefühl, nirgendwo richtig zugehörig zu sein. Meistens hat man es mir nicht angesehen, aber in meinem Innersten hat es tiefe Spuren hinterlassen“, berichtet Marta Krone im Gottesdienst zum „Tag der Wohnungslosen“ offen von ihren Erfahrungen. Heute ist sie sehr dankbar für ihre einfache und kleine Wohnung, die voll mit Büchern und schönen Pflanzen und immer warm ist.
Der „Tag der Wohnungslosen“ findet immer am 11. September statt. In Stuttgart gibt es circa 5000 Wohnungslose, 150 Menschen sind obdachlos, das bedeutet, sie leben und übernachten im Freien. „Wir haben hier echten Handlungsbedarf“, kritisiert Diakoniepfarrerin Gabriele Ehrmann. Draußen vor der Tür zu sein, sei ein bitteres Schicksal, so Ehrmann. Sie berichtet darüber, dass die Stadt Krefeld das Betteln offiziell verboten hat. Ein Betroffener hätte dann gegen das Bettelverbot geklagt und eine Aufhebung erwirkt, auch Arme gehören zur Gesellschaft, sagte er.
Im Zentrum des ökumenischen Gottesdienstes stand der Evangeliumstext aus Lukas 17,11–19. Es ist die Geschichte von zehn Aussätzigen, die Jesus heilt, von denen aber nur einer zurückkehrt und sich bedankt. Claudia Wanner hat darüber nachgedacht Text zur Dankbarkeit vorgetragen:
„Ich bin für so vieles dankbar. Für mein Lebens ganz besonders. Ich bin dankbar, dass ich aufstehen darf. Dass ich überhaupt aufstehen kann, verdanke ich engagierten Ärztinnen und Ärzten. Als ich mich bei einem Nachsorgetermin im Krankenhaus nach meinem vierten Herzinfarkt bedankt habe, war der Kardiologe überrascht und sehr gerührt. Er meinte, ein ‚Danke‘ hört er nicht oft. Die Menschen erwarten von ihm, dass er es hinkriegt. Ich war total entsetzt. Wenn den Menschen ihr eigenes Leben kein ‚Danke‘ mehr wert ist, wie können sie dann großzügig in der Gesellschaft sein. Das Leben ist nicht selbstverständlich. Ein gutes Leben ist nicht selbstverständlich. Gesundheit und ein sicheres Zuhause sind nicht selbstverständlich. Denkt aneinander – es geht nicht allen gleich gut.“
Der prominente Kabarettist Christoph Sonntag berichtete in seiner Rede von eigenen Ausgrenzungserfahrungen, als man ihn fälschlicherweise wegen Steuerhinterziehung und Besitzes von kinderpornografischen Bildern verleumdet hätte. „Da habe ich erfahren, wie es ist, wenn auf einen gezeigt wird und wie schnell das mit dem Abstieg gehen kann“, erinnerte sich Sonntag. Seine Stiftung, die „Christoph Sonntag Stiphtung“ (kein Schreibfehler) hat das anschließende Streetcampfest vor der Leonhardskirche organisiert.