Zehn langzeitarbeitslose Menschen haben am 21. Juli mit dem SPD-Bundestagsabgeordneten Dr. Martin Rosemann über Teilhabemöglichkeiten prekär lebender Menschen diskutiert. Unter den Mitgestaltenden waren Demokratiebegleiter/-innen der Neuen Arbeit sowie Maßnahmenteilnehmer/-innen der Aufbaugilde Heilbronn, der Karlshöhe Ludwigsburg, der Caritas Stuttgart und Mitglieder der „Arbeitsgemeinschaft Beteiligung“ der Diakonie Deutschland.
Statt eines klassischen Gesprächsformates folgte die Veranstaltung der Methode „Markt der Möglichkeiten“. Die Betroffenen hatten in den Werkstatträumen der Neuen Arbeit drei Stellwände mit Fakten und Forderungen rund um die Themen digitale, soziale und demokratische Teilhabe aufgestellt (Fotos der Stellwände mit den Forderungen finden Sie hier).
Jens Schubert von der Arbeitsgemeinschaft Beteiligung spannte in einem Eingangsvortrag einen beeindruckenden Bogen zu den relevanten Themen prekär lebender Menschen. Das Statement finden Sie hier.
Eine Forderung war zum Beispiel die Verlängerung des 9-Euro-Tickets. Rosemann zeigte sich sehr beeindruckt von den Erzählungen der Betroffenen. Ihm sei nicht bewusst gewesen, wie positiv sich das 9-Euro-Ticket auf das Leben ärmerer Menschen ausgewirkt habe und dass es so einen Rieseneffekt auf die soziale Teilhabe hat. Man diskutiere derzeit ein Nachfolgemodell, versicherte er den Teilnehmenden. Die Idee eines Betroffenen, ausgemusterte oder recycelte Computer an prekär Lebende auszugeben, stieß bei Rosemann ebenfalls auf Zuspruch. „Hardware allein reicht nicht zu digitalen Teilhabe, was zusätzlich notwendig ist, ist Qualifizierung und Fortbildung in der Anwendung“, forderte eine Demokratiebegleiterin der Neuen Arbeit.
Positiv bewertete er auch den Vorschlag, mehr aufsuchende politische Bildung anzubieten. Spontan kam ihm die Idee, selbst aktiv zu werden und gezielt Bürgersprechstunden in ärmeren Bezirken anzubieten. Das Fazit zur Veranstaltung fiel positiv aus: „Ich nehme mit, dass sie total engagiert sind, dass sie viele gute Ideen haben und demokratische Teilhabe wollen. Ich komme gerne wieder!“, so Rosemann zum Ende der Veranstaltung.
Das Treffen war das erste Dialogformat im Rahmen des Glückspirale-Projektes „Jetzt spreche ich“ des Evangelischen Fachverbandes für Arbeit und soziale Integration. Ziel des Projektes ist, die Interessen prekär Lebender wieder stärker in die Parlamente zu bringen. Hierzu werden gemeinsam mit den Betroffenen Dialogformate mit Politiker/-innen durchgeführt und wissenschaftlich ausgewertet.